Über uns

WARUM

Seit dem Jahr 2013 bin ich Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin (Über Cornelia). Meine Arbeitsschwerpunkte waren von Beginn an die Themen Gesundheitsförderung und Essverhalten. Kombiniert man diese zwei Gebiete, stößt man schnell auf ein Thema, das gerne als „Lebensstilmodifikation“ bezeichnet wird (Provincial Health Services Authority, 2013). Im Grunde bedeutet das „dicke Menschen sollten abnehmen“. So der Behandlungsansatz in der Gesundheitsförderung. Jahrelange habe ich genau das getan. Ich habe mir unzählige Seminare angehört, in denen es darum ging, warum Dicke, dick sind und wie wir ihnen helfen können, schlanker zu werden.

Nunja, ich bin selbst eine Frau und damit war mein Körper auch für mich immer Thema. An einem Punkt musste ich feststellen, dass ich zwar unglaublich viel weiß, aber wenn ich ehrlich zu mir war, selbst nicht wirklich imstande war mein Körpergewicht (das nach klassischen Sinne nie „zu“ hoch war) zu senken. Ich dachte ich hätte als Psychologin versagt und begann mich auf die Suche nach den Gründen zu machen.

Schnell habe ich heraus gefunden, dass das was mir an der Universität gelehrt wurde, nur eine Sicht auf die Dinge war. Eine andere Perspektive, wurde in all den Lehrveranstaltungen und Fortbildungen, die ich besucht habe ausgeblendet: Die Tatsache, dass 80% der Gewichtsreduktionsmaßnahmen/Lebensstilmodifikationen scheitern (Tylka, Gaesser & Angadi, Tylka, Anderson, Skurk). In den aktuellen Diabetes Leitlinien (veröffentlicht im Frühjahr 2022) kann man dies ebenfalls nachlesen (Skurk et al., 2021). Und diese Tatsache ist unabhängig davon, ob sie von Expert:innen wie Ärzt:innen, Psycholog:innen oder Diätolog:innen begleitet werden.

Zugegeben, am Anfang konnte ich es kaum glauben, habe es als Blödsinn abgetan. Dieser Effekt ist übrigens als Paradigmeneffekt bekannt (O’Hara & Taylor, 2018). Das Leugnen von Erkenntnissen, die gegen die allgemeine und allgemein vertretende Auffassung sprechen. Aber je mehr ich gesucht habe, desto überzeugender wurden die „Beweise“, die gegen all das sprechen, was ich gelernt habe.

Zusammengefasst kann man in Kürze festhalten:

  • Es gibt viele dicke Menschen, man würde sie eventuell ü*ergewichtig oder a*ipös nennen, versuchen vergeblich abzunehmen. Wie gesagt: 80% dieser Versuche scheitern langfristig.
  • In dem Streben dünner zu werden, wird übersehen, dass die Abnehmversuche der Gesundheit massiv schaden. Die psychische Gesundheit sinkt drastisch, die physiologischen Auswirkungen sind katastrophal und Betroffene werden dicker, statt dünner (Puhl and Suh, 2015, Wu and Berry, 2017, Messenger et al. 2018).
  • Und das Schlimmste: Viele dieser dicken Menschen, waren vor ihren Versuchen abzunehmen gesund oder sind es noch immer. Und dennoch wird ihnen gesagt, sie müssen abnehmen. Tatsächlich sind 50% der als „zu dick“ bezeichneten Menschen metabolisch völlig gesund. Keine Blutwerte oder andere Marker würden darauf hinweisen, dass die krank wären. Lediglich ihr Gewicht ist für die Bevölkerung ein Indiz dafür, dass sie ungesund seien (Tomiyama et al., 2016).
  • Dicke Menschen werden also stigmatisiert und diskriminiert und zwar von Fachkräften. Und ich war eine von diesen Fachkräften.


Mit dem Wissen, dass ich jetzt habe, kann ich sämtliche Gesundheitsförderungsprogramme mit dem Ziel Gewicht zu reduzieren nicht mehr unterstützen. Mehr noch: Ich lehne sie ab.

Aber ich bin nicht die Einzige. Meine Position stützt sich auf zahlreiche Forschungsdaten und wissenschaftliche Studien. Studien, die sogar so überzeugend sind, dass populäre und hoch anerkennte wissenschaftliche Fachorganisationen zur gleichen Ansicht kommen. Zu der Ansicht, dass wir das Medikament Abnehmen wirklich hinterfragen müssen. Und deshalb wurde auch kürzlich zu mehr Forschung in diesem Bereich aufgerufen. An dieser Stelle sei auf die Ressourcen verwiesen.

WAS & WIE

Was Fachkräfte wie ich also stattdessen machen ist, die Gesundheit von Menschen zu fördern. Wie gesagt: Gewichtsreduktionsmaßnahmen tun genau das Gegenteil.

Die Säulen der gewichtsneutralen Gesundheitsförderung

  • Statt den Körper als falsch zu erachten, ihn abzuwerten und ein schlechtes Gewissen zu haben, heißt Gesundheitsförderung mit ständigen Körperabwertungen aufzuhören, also Körperrespekt.
  • Es heißt Bewegung aus Freude wieder zu entdecken. Bewegung, die über die Jahre zu einem Abnehmtool und damit zu einer ungeliebten Aktivität wurde.
  • Und es heißt, ein natürliches und intuitives Essverhalten wieder zu erlernen, also achtsame und intuitive Ernährung.


Und diese drei Säulen stellen die Gesundheitsförderung bei jedem Gewicht dar. Ziel ist es, die Gesundheit zu fördern, NICHT wie so oft üblich, Gewicht zu reduzieren. Das bedeutet gewichtsneutrale Gesundheitsförderung (https://asdah.org/).

WERTE

  • Körperrespekt: Wir respektieren Menschen und Körperdiversität. Das Körpergewicht wird als neutral betrachtet und nicht bewertet.
  • Zusammenarbeit: Als Fachkräfte arbeiten wir zusammen, anstatt nebeneinander her. Kommunikation & Austausch auf Augenhöhe sind essentiell für die Therapie der Klient:innen. Fortbildungen finden gemeinsam statt.
  • Ganzheitlichkeit: Wir behandeln ganzheitlich und Fachgebiet übergreifend und beziehen das Lebensumfeld der Klient:innen mit ein.

VISION

Ich bin nicht die einzige Fachkraft, die in Ausbildungen oder Seminaren einseitig unterrichtet wurde. Und bis heute, im Jahr 2022 hat sich das leider noch nicht geändert.

Mit dieser Fortbildungsakademie habe ich es mir zum Ziel gesetzt Fachkräfte

    • über die „weight bias“ in der aktuellen Forschung in Kenntnis zu setzten
    • für die Stigmatisierung und Diskriminierung von mehrgewichtigen Menschen zu sensibilisieren
    • den Ansatz der gewichtsneutralen Gesundheitsförderung zu lehren
    • über die Gefahren und Auswirkungen der geltenden Schönheitsideale (vor allem in Bezug auf Frauen) zu unterrichten
    • Gesundheit neu zu definieren
    • einen neuen Fokus in der Beratung/Therapie zu vermitteln und Tools zur Prävention in die Hand zu geben
    • aus verschiedenen Disziplinen zusammen zu bringen
    • mit mehr Tools und Wissen über das Essverhalten und Ernährungspsychologie auszustatten.

Wie Elisabeth Lechner mit ihrem Buch so schön sagt: Riot, don´t diet! Gemeinsam können wir eine Revolution starten. Eine Revolution, in der es wirklich um Gesundheit und nicht primär um Gewichtsverlust geht.

VERWEISE UND LITERATUR

Wer das an der Stelle nicht glaubt, der kann im Bereich Ressourcen auf dieser Website nachlesen. Alle hier genannten Quellen und mehr, sind dort angeführt. Das wundervolle Werk „Gesundheit kennt kein Gewicht“ von Antonie Post und Petra Schleifer ist eine empfohlene Lektüre zu diesem Thema. Eine beeindruckende Zusammenfassung finden Sie in diesem aktivistischen Video, dass im Zuge einer Gemeinschaftsaktion aufgenommen wurde.


Mit dem Wissen, dass ich jetzt habe, kann ich sämtliche Gesundheitsförderungsprogramme mit dem Ziel Gewicht zu reduzieren nicht mehr unterstützen. Mehr noch: Ich lehne sie ab.

Aber ich bin nicht die Einzige. Meine Position stützt sich auf zahlreiche Forschungsdaten und wissenschaftliche Studien. Studien, die sogar so überzeugend sind, dass populäre und hoch anerkennte wissenschaftliche Fachorganisationen zur gleichen Ansicht kommen. Zu der Ansicht, dass wir das Medikament Abnehmen wirklich hinterfragen müssen. Und deshalb wurde auch kürzlich zu mehr Forschung in diesem Bereich aufgerufen.

An dieser Stelle sei noch einmal auf die Ressourcen verwiesen.