Wie emotionsregulierendes Essverhalten entsteht
Gedanken beeinflussen unsere Emotionen & Gefühle
Im Laufe unsers Lebens machen wir unterschiedliche Erfahrungen. Diese Erfahrungen werden mit Emotionen (positiv, negativ oder neutral) in unserem Gehirn abgespeichert und sind Richtungsweiser für zukünftige Erlebnisse. Angenommen du machst folgende Erfahrungen beim Grillen (BBQ): Grillen ist Action, du probierst tolle Rezepte aus, die Stimmung ist gut, du hast Spaß und das Essen schmeckt großartig. Diese einzelnen Aspekte werden nun als positive Erinnerung abgespeichert.
Alle Informationen, die du von deinen Sinnesorganen (Ohren, Augen, Nase etc.) erhältst, werden in deinem Rechenzentrum, dem Gehirn, zunächst einmal analysiert und bewertet (positiv, negativ oder neutral). Wird die Information besonders positiv bewertet, werden Glückshormone, bei besonders negativen Gedanken werden Stresshormone ausgeschüttet.
Übrigens: Je bewusster du deine Aktivitäten erlebst (=Achtsamkeit), desto intensiver und detailreicher werden deine Erinnerungen und die damit verbundenen, positiven und auch negativen Gefühle sein.
Für das Essen bedeutet das, je bewusster du isst und je bewusster du jeden einzelnen Bissen genießt, desto mehr Genuss kannst du daraus ziehen und umso schneller bist du auch satt. Du isst weniger, erlebst aber mehr Genuss und Befriedigung. Klingt das nicht toll?
Beim Essen wird unser Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert
Aber das ist noch nicht alles! Wenn wir essen, vor allem Energiereiches, schüttet unser Körper Dopamin (also Glückshormone) aus. Wir werden quasi von unserem Körper belohnt weil wir gegessen haben. Dieses Dopamin verstärkt in Folge das tolle, freudige Gefühl, das wir beim Essen erleben. Und so lernen Menschen, dass essen zu einem angenehmen und guten Gefühl führt.
Dieses System stammt noch aus der Urzeit. Um zu überleben brauchte der Mensch ein System, das motiviert und animiert. Ein System, das zum Essen antreibt und dafür sorgt, dass er nicht verhungert. Überleg´ doch mal: Dinge, die dir Freude bereiten, machst du gerne. In Zeiten der Lebensmittelknappheit war das ein tolles System. In der heutigen Zeit ist das natürlich nicht mehr zweckmäßig, denn es gibt ja genug zu essen.
Und so wird das Belohnungssystem heute aktiv „genutzt“: Sind wir traurig, essen wir Schokolade. Sind wir frustriert, essen wir Chips. Ist uns langweilig, wird der Kühlschrank geplündert. Hatten wir einen harten Arbeitstag, gibt es zur Entspannung Alkohol, haben wir Sport gemacht, belohnen wir uns mit einem guten Essen usw. Essen hat bestimmte Funktion übernommen: Trösten, Freude bereiten, belohnen, entspannen usw.
Emotionen können unser (Ess) Verhalten beeinflussen
Schon einmal Gusto auf Essen bekommen, nachdem du auf Instagram gesurft bist, eine Schokoladenwerbung oder eine Kochsendung im Fernsehen gesehen hast? Warst du schon mal in einem Restaurant, und hast, obwohl du nicht hungrig warst, dennoch eine Speise bestellt? Ja? Ich auch!
Dafür sind zwei Prozesse verantwortlich:
Prozess 1: Wie du am oben genannten Beispiel gesehen hast, beeinflussen Gefühle in weiterer Folge direkt unser Verhalten (weinen, lachen, Vorfreude…). Wenn du ein Lokal ohne Hunger betrittst, wirst du vielleicht dennoch „einfach so“ die Speisekarte durchsehen. Selbst wenn du das nicht tust, wirst du den Geruch der Speisen im Lokal wahrnehmen oder sie sehen. Dabei werden gespeicherte Informationen inklusive Bewertungen und Emotionen aus deinem Gehirn abgerufen.
Und das klingt dann so:
- „Oh, ich liebe Pizza – wie gut die letzte Pizza damals geschmeckt hat.“,
- „Oh, Salat mit Halloumi – den habe ich schon so lange nicht gegessen.“, ODER so
- „Ich liebe Lachssteak, das sieht hier total lecker aus!“ usw.
Allein schon die Erinnerung an den guten Geschmack oder die Erinnerung an das tolle Ambiente in dem du deine letzte Pizza gegessen hast, lösen starken Gusto aus.
Dazu kommt Prozess 2: Unser Urzeitsystem springt bei jedem ihm präsentierten Lebensmittel an. Der Geruch von Essen in deiner Umgebung, das Sehen von Speisen in Zeitschriften oder das Hören von knackenden Chips führt dazu, dass sich dein Körper sofort auf die Nahrungsaufnahme vorbereitet und das Hungerhormon Ghrelin ausschüttet. Das was du hier erlebt hast, ist kein echter Hunger, aber es fühlt es so an.