Mechanismen, die das Essverhalten steuern

3 Komponenten Modell

  • Rationale Einstellungen (=kognitive Kontrolle): beinhaltet all´ das Wissen um Ernährung, Ernährungsdogmen, Abnehmtipps, Diätmentalität, etc.
  • Innere Reize: Sind die Anzeichen des Körpers wie Hunger, Sättigung, etc.
  • Äußere Reize: Einflussfaktoren wie Werbung, Freunde, Essverhalten in der Familie usw.
3 Komponenten Modell nach Pudel & Westenhöfer
3 Komponenten Modell nach Pudel & Westenhöfer

Im Kleinkindalter wird das Essverhalten ausschließlich durch innere Signale wie Hunger, Sättigung oder Geschmack gesteuert. Je älter wir werden, desto mehr ignorieren wir diese Signale, sie rücken in den Hintergrund. Stattdessen tritt die Beeinflussung durch Werbung, das was wir im familiären Kontext lernen und das Wissen über gesunde Ernährung immer mehr in den Vordergrund. Unser Essverhalten wird zunehmend kopflastiger bzw. emotionaler.

Interessanterweise lassen sich Menschen durch Ernährungsratschläge also besser erreichen und beeinflussen. Diese Beeinflussung hat jedoch ihre Schattenseiten. Denk doch nur mal daran, einem Kind zu sagen „Greif ja nicht auf die heiße Herdplatte!“ Das Kind wird die Botschaft verstehen und gegenteilig handeln. Warum lässt sich durch die psychologischen Mechanismen des Verhaltens erklären.

 

Mechanismen des gezügelten Essverhaltens ODER wie Diätkreisläufe ablaufen

  • „Last supper Effekt“ (oder: Das Letzte Abendmahl) & „Morgen werde ich….“: Am Abend vor der nächsten Diät, wird alles verzehrt, was ab dem nächsten Tag verboten ist. Das führt oftmals zu einem überdurchschnittlich hohen Konsum von später verbotenen Lebensmitteln. Es gibt kein Maß, es gilt die „Alles was geht Regel, denn ab morgen ändert sich alles.
  • Aufwertung von Verbotenem: Verbotenes wird auf einen Sockel gehoben und als etwas Besonderes erachtet. An „Cheat Days“ lässt sich beobachten, dass einfach alles im Übermaß gegessen wird.
  • Kontrolle & Überwachung: Es kostet sehr viel Energie und Aufwand, sich „zusammen zu reißen“.
  • Essanfälle & „Eh schon wurscht Prinzip“: Irgendwann reicht die Energie nicht mehr aus, man genehmigt sich ausnahmsweise eine kleine Nascherei. Sobald man jedoch seine eigenen Verbote gebrochen hat, kommt es zu einem Überessen, weil es „eh schon wurscht“ ist.
  • Schlechtes Gewissen, Abwertung & Selbstkritik: Nach dem Essanfall lässt das schlechte Gewissen nicht lange auf sich warten. Du fühlst dich schlecht, kritisierst dich und planst dein nächstes Diät-Vorhaben.
  • Phasen werden kürzer: Die Diätphasen werden langfristig immer kürzer.
  • Verkopftes Esseverhalten: Das Essverhalten wird immer verkopfter. Du hast gelernt, dass du dir und deinem Körper nicht mehr vertrauen kannst. Du denkst, der einzige Weg liegt darin, dich an Ernährungsregeln zu halten. Das Essen verliert an Lust und wird sogar manchmal zur Belastung.

Diäten sind in den meisten Fällen zum Scheitern verurteilt. Verbote, Diätregeln, Kalorienzählen – all das führt in Folge mit hoher Wahrscheinlichkeit zu gesteigertem Gusto, Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln, Essanfällen, Selbstzweifel, Frust… die Liste ist endlos.

Diäten oder Ernährungsdogmen sind wie Schmerztabletten. Hast du Rückenschmerzen und nimmst eine Schmerztablette, sind zwar die Schmerzen weg aber das Problem und die Ursache für den Schmerz ist noch immer vorhanden.  Die Tablette verdeckt nur das, was falsch läuft.

Nun gibt es zwei Wege: Entweder du nimmst dein ganzes Leben lang Schmerztabletten (übst also immer Kontrolle auf dein Essverhalten aus) oder du gehst der Ursache der Schmerzen auf den Grund und trainierst zum Beispiel deine Rückenmuskulatur (= Veränderst dein Essverhalten).