Die Sache mit den Kalorien
Das „K-Wort…“, ja richtig, im heutigen Beitrag geht es um Kalorien. Da fällt mir spontan dieses Zitat ein: „Kalorien sind die kleinen Tierchen, die über Nacht die Kleidung enger nähen!“. Ein Zitat, das auf niedliche Art und Weise versucht, aus den bösen, schlechten Kalorien kleine, niedliche Tierchen zu machen. So niedlich die kleinen Tierchen auch sein mögen, das Zitat vermittelt uns, dass sie gemein sind. Schlussendlich geht es immer darum, weniger zu essen und dadurch Kalorien zu sparen.
Aber was sind Kalorien eigentlich wirklich?
Kalorien stehen für die Energie, die unser Körper benötigt um funktionsfähig zu sein. Sie sind der Treibstoff, der unseren „Motor“ auf Touren bringt und uns am Leben erhält. Der Treibstoff wird für vielfältigste Prozesse und Vorgänge in unserem Körper benötigt. Wie sonst würden deine Atmung, dein Herzschlag und deine Verdauung funktionieren?
Kalorien, also Energie ist lebensnotwendig!
Die zugeführte Energie (oder aufgenommenen Kalorien) zu verteufeln ist demnach irgendwie seltsam, findest du nicht? Genauso seltsam ist die Tatsache, dass die meisten Menschen ihre Mahlzeiten in Kalorien „umrechnen“ um zu erfahren, ob die Mahlzeit nun „gut“ oder „böse“ ist.
Wer beurteilt, wie viele Kalorien deines Essens „gut“ oder „schlecht“ sind?Angenommen, du hast eine 1 Euro Münze und einen 50 Euro Schein. Du musst deine Sportsachen in einen Spint sperren und dazu benötigst du einen Euro, eine Münze. In dieser Situation bist du glücklich, eine 1 Euro Münze dabei zu haben. In einer anderen Situation willst du dir eine neue Sporttasche kaufen. Du wühlst dich durch die Regale eines Sportgeschäftes und findest schließlich eine superschöne Sporttasche. Jetzt musst du nur noch geduldig warten bis sich die Warteschlange an der Kassa auflöst. Nach 15 Minuten Wartezeit bist du endlich dran. Du zückst dein Geldbörserl, aber als du es öffnest stellst du fest, dass sich nur eine 1 Euro Münze darin befindet. „Oh oh, das ist jetzt schlecht“, wirst du dir nun vielleicht denken.
Du siehst also, dass die Bewertungen „gut“ und „schlecht“ immer vom Kontext abhängen.
Wenn du schon kategorisieren willst, dann musst du die Kalorienangabe mit irgendetwas vergleichen – denn woher weißt du sonst, was gut und was schlecht ist? Womit vergleichst du die Kalorien in deiner Speise? Wie beurteilst du, ob eine Speise „gut“ oder „schlecht“ ist?
Beschäftigen wir uns mit folgender Frage: Was braucht dein Körper um lebensfähig zu sein? Er braucht Nährstoffe! Die Hauptnährstoffe, um die es geht, sind Proteine (Eiweiß), Lipide (Fette) und Kohlenhydrate (Zucker).
- Eiweiß benötigt dein Körper primär dazu, Zellen aufzubauen sowie deine Zellen zu erneuern (Zellregeneration). Außerdem ist Eiweiß ein wichtiger Baustoff für zB Hormone und fungiert als Transporter im Körper. Eiweiß ist also ein Grundbaustein deines Körpers.
- Kohlenhydrate, also Zucker ist beispielsweise die einzige Energiequelle, die direkt in das Gehirn gelangt um es mit Energie zu versorgen. Nimmst du keinen Zucker zu dir, ist das also nicht wirklich ideal für deinen Körper. Hinweis: Kohlenhydrate sind vielmehr als der Haushaltszucker den du kennst. Zu den Kohlenhydraten gehören unter anderem Getreideprodukte, Obst aber auch Bohnen und Linsen.
- Fette ist eine wichtige Energiequelle im Körper. Darüber hinaus ist es jedoch wichtig für ein funktionierendes Immunsystem und ein wichtiger Baustein für Körperzellen wie zB die Haut.
Wenn wir von Kalorien sprechen, dann wissen wir nicht, aus welcher Quelle (ob von Kohlenhydraten oder Fetten) die Energie kommt und wie hochwertig die Energiequelle ist.
Eine Semmel und ein Stück Vollkornbrot mit Samen haben annährend gleich viele Kalorien. Das Vollkornbrot enthält wertvolle Fette, Eiweiße und komplexe Kohlenhydrate. Eine Semmel enthält einfache Kohlenhydrate. Das Brot hält dich länger satt als die Semmel und enthält gleichzeitig mehr Nährstoffe. Du siehst also, Kalorienzählen macht kaum Sinn, denn danach wären eine Semmel und ein Vollkornbrot gleichwertig. Wenn du auf etwas achten willst, dann beschäftige dich lieber mit den Nährstoffen und nicht mit den Kalorien, also mit dem, was drin ist und nicht mit dem, was drauf steht. Das macht wenigstens Sinn,
Und das tolle daran ist, dass unterschiedliche Lebensmittel unterschiedliche Nährstoffe enthalten. Das bedeutet, du kannst Lebensmittel immer so kombinieren, dass sie sich gut ergänzen und aufwerten. Wenn du gerne Semmeln isst, dann kannst du diese Semmel „aufpeppen“. Mit einer Avocado führst du wertvolle Fette zu und mit Buttermilch oder Joghurt versorgst du deinen Körper mit Eiweiß. So wird aus einer nährstoffarmen Semmel eine gesunde Mahlzeit.
Im Endeffekt gibt es also keine „schlechten“ und „guten“ Lebensmittel/Speisen.
Eine Speise ist das, was du daraus machst und wie achtsam du sie konsumierst. Ist das nicht super?
Möglicherweise denkst du dir jetzt: „Aber ich muss Kalorien zählen, sonst nehme ich zu!“ Zu diesem Thema kommen wir im nächsten Kapitel!
Fazit
Schließe Frieden mit dem Essen, hör auf, Lebensmittel und Speisen in „schlecht“ und „gut“ einzuteilen und fang an, das Essen zu genießen. Fang an, dir alle Lebensmittel zu erlauben und hör auf, Lebensmittel zu kategorisieren.
Damit hast du gleich mehrere Vorteile:
- Du betrachtest Lebensmittel als das was sie sind: Nährstoffe, Energie, Treibstoff
- Du fühlst dich „befreit“
- Du kannst genießen
- Du lernst, auf wertvolle Inhaltsstoffe zu achten: Nährstoffe
- Du verhinderst Heißhungerattacken und Essanfälle
- Du baust eine gesunde Beziehung zu Lebensmitteln auf
- Du änderst dein Essverhalten
- Du fängst an, dich wohlzufühlen